Wie bereits berichtet, sind im Herbst 2021 in der Stadtverwaltung der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt weit über 400 Beschäftigungsstellen unbesetzt. Wie Erfurts SPD-Wirtschaftsdezernent Steffen Linnert im Mitteldeutschen Rundfunk berichtete, werde es immer schwieriger Mitarbeitende zu finden. Am ärgsten sei die Personalnot im IT-Bereich, so Linnert gegenüber dem MDR.
Echte Engpässe gebe es aber auch bei ErzieherInnen, Meistern, Ingenieuren und Technikern, außerdem suche die Stadt Erfurt seit Jahren dringlich Amtsärzte. Wie Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) erklärte, sei seine Stadtverwaltung bisher noch in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen. In einzelnen Bereichen komme es jedoch zu langen Wartezeiten, berichtete Bausewein.
Ähnlich die Situation bei Ausbildungsplätzen. Knapp 40 Prozent der verwaltungsin- und -externen Ausbildungsplätze in Deutschland, die hätten besetzt werden können, sind im laufenden Ausbildungsjahr bis September nicht vergeben gewesen. Dies belegt eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Das IAB hatte ausbildungsberechtigte Betriebe im Zeitraum von 6. bis 20. September befragt. Als Gründe für die Nichtbesetzung von Ausbildungsstellen wäre vor allem den Mangel an Bewerbungen und geeigneten Bewerberinnen und Bewerbern genannt worden, so das Nürnberger Institut.
Der Verwaltungsexperte Rainer W. Sauer sieht die Gründe für den Mangel an Bewerbungen bei öffentlichen Arbeitgebern aber auch hausgemacht. „Ähnliche Probleme gab es schon vor Jahren, beispielsweise in Wuppertal. Verwaltungen und kommunale Unternehmen können es sich angesichts des Demografischen Wandels im grunde nicht leisten, Stellen unbesetzt zu lassen. Es braucht allgemein mehr Kompromissbereitschaft, in Stellenausschreibungen auf die Ansprüche und Bedürfnisse der Generation X einzugehen“, so der Diplom-Verwaltungswirt (FH) und Verwaltungstrainer.
„Jede Generation hat ihre Eigenheiten und die Jüngste wächst im digitalen Zeitalter auf. Im Internet gibt es keine Hierarchien und das hat Auswirkungen auf deren Verhalten, denn sie begegnen Führungskräften auf Augenhöhe. Darauf müssen sich alle Verwaltungen einstellen“, sagt Sauer. „Z-ler möchten Spaß im Beruf haben und er soll auf jeden Fall zu ihrem Privatleben passen. Durch die Realisierung verschiedener Anreize kann sowohl eine positive Wirkung auf BewerberInnen als auch die vorhandenen Mitarbeitenden erreicht werden. Zu den Anreizen gehört aktuell, um nur ein paar Möglichkeiten zu benennen, ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement, Events und ein umfangreiches Aktivitäts- und Freizeitangebot“, mahnt der Verwaltungsexperte, der auch Sprecher des Verwaltungsnetzwerks Deutschland ist.
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