In der Stadtverwaltung der Thüringer Landeshauptstadt sind Anfang September 2022 weit über 400 Beschäftigungsstellen unbesetzt. Wie Erfurts SPD-Wirtschaftsdezernent Steffen Linnert im Mitteldeutschen Rundfunk berichtete, werde es immer schwieriger Mitarbeitende zu finden.
Am ärgsten sei die Personalnot im IT-Bereich, so Linnert gegenüber dem MDR. Echte Engpässe gebe es aber auch bei ErzieherInnen, Meistern, Ingenieuren und Technikern; außerdem suche die Stadt Erfurt seit Jahren dringlich Amtsärzte. Wie Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) erklärte, sei seine Stadtverwaltung bisher noch in der Lage, ihre Aufgaben zu erfüllen. In einzelnen Bereichen komme es jedoch zu langen Wartezeiten, sagte Bausewein.
Neu ist das Problem nicht, wie der Verwaltungsexperte Rainer W. Sauer erklärt. So stand beispielsweise die Stadt Wuppertal, Industrie-, Wirtschafts-, Bildungs- und Kulturzentrum des Bergischen Landes, bereits 2018 vor ähnlichen Problemen. Bei der Stadt waren damals von knapp 4.000 Verwaltungsstellen – nicht eingerechnet die städtischen Eigenbetriebe wie Altenheime und das Gebäudemanagement – rund 220 Vollzeitarbeitsplätze unbesetzt. Ein Jahr später stieg diese Zahl nochmals um knapp 10 Prozent. „Diese Entwicklung gibt es im Öffentlichen Dienst in ganz Deutschland, wobei im wesentlichen immer zwei Gründe ursächlich sind: Zum einen die Altersstruktur der Verwaltungen und zum anderen der Fachkräftemangel„, so der Diplom-Verwaltungsiwrt (FH) und Gründer von CBQ Verwaltungstraining.
„Zwar ist das Spektrum der Berufe, in denen Verwaltungen ausbilden, breit. Angefangen beim Mechatroniker über Erzieherinnen und Erzieher, Mitarbeitende im Forstdienst, medizinische Fachangestellte bis hin zu den klassischen , Verwaltungsfachberufen. Der Personalmangel fokussiert sich aber stets auf Gebiete wie das Bau- und Verkehrswesen, den Kita-Bereich sowie die Informations-Technologie. Immer dort, wo öffentliche Verwaltungen mit der freien Wirtschaft konkurrieren, stehen Verwaltungen vor massiven Personalproblemen“, so Sauer, der auch Sprecher des Verwaltungsnetzwerks Deutschland ist.
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